Es ist ein Donnerstag im September 2020, abends an der Isar. Ich sitze an diesem Grasbüschel, schau ins Wasser, höre das Rauschen – und denke über meine kommende Wildnis Residency im Streitfeld-Projektraum nach. Viel später mache ich mich auf den Heimweg. Sehr dunkel ist es und sehr still – kein Grillenzirpen, kein Vogel, kein Rascheln. Später erst erfahre ich, daß Neumond ist.
Langsam geh ich durch die Dunkelheit …. Da liegt ein großer Treibgut-Ast neben dem Weg. Trotz der Dunkelheit schimmert er hell – wie eine große Schlange liegt er da. Ich schau ihn mir lange an – und nehm ihn mit. Keine Ahnung – irgendwas muß er mit dem Streitfeld-Projektraum zu tun haben. … Kann es sein daß ….. ?
Ein paar Tage später frage ich Regina, meine Streitfeld-Patin, wie hoch der Streitfeld Projektraum ist.
Sie sagt 2,90 m.
Ich messe den Ast.
2,90 m.
Von der Spitze bis zu Fuß.
Als ich den Stab am Abend vor dem Aufbau zum Streitfeld Projektraum bringe, weiß ich noch nicht, ob er wirklich in diesem Raum stehen wird. Am Montag vormittag (26.10.2020) ist es das erste, was ich tue: ich hole den Stab, und gehe mit ihm an eine beliebige Stelle im Raum. Er richtet sich auf, kratzt an der Decke – und steht. Millimetergenau eingeklemmt zwischen Decke und Boden – und später finde ich raus: es geht genau an dieser einen Stelle. Zufällig hab ich ihn gefunden – zielstrebig hat er seinen Platz eingenommmen – und nun steht er hier in diesem Raum. Steht von allein. Und ich bin berührt – angesichts eines Ereignisses, daß sich außerhalb meiner “Macht” befindet.
In Wikipedia lerne ich: “Der lateinische Begriff genius loci bedeutet wörtlich übersetzt „der Geist des Ortes“. Mit Geist war in der römischen Mythologie ursprünglich ein Schutzgeist (Genius) gemeint, der häufig in Form einer Schlange dargestellt wurde.”
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